Vortrag mit Dr. Gansloßer

Herr Dr. Gansloßer hält nun seit gut 5 Jahren einmal jährlich bei uns im Hundeverein HSV Nürnberg Nord-West einen Abendvortrag. Das Thema legen wir nach Diskussion auf der Trainersitzung fest. Zwar fragen wir ihn vor der Ausschreibung, ob er mit dem Thema „etwas anfangen könne“ – aber ich glaube, es gibt in diesem Metier kein Thema, bei dem er überfragt wäre.

Dieses Jahr war es also das heiße Eisen „Gibt es Grenzen bei Einsatz der positiven Verstärkung?“. Positive Verstärkung, Wattebäuschchenwerfer, diese Fraktion. Der ich seit vielen vielen Jahren mit Überzeugung angehöre, aber durchaus die Meinung vertrete, dass Grenzen gesetzt werden müssen.

Herr Dr. Gansloßer hielt einen mitreißenden Vortrag und führte aus: Training (im Sinne Hundesport) ist von Erziehung zu trennen. Im Training ist die positive Verstärkung DIE Methode. Im weiten Feld der Erziehung des Hundes zu einem Alltagstauglichen Begleiter = Benimmsicherer Hund schaut es anders aus. Wer nun vermutet, dass die „Dominanztheorie“ (oder schlimmeres) ausgepackt wird, liegt vollkommen falsch.

Grob zusammengefaßt:

Beziehung kommt vor Erziehung. Hunde sind wahrscheinlich die einzige Tierart, die um des Menschen selbst Willen mit ihm kooperiert und so Erziehung möglich macht. Lieber wenige, wirklich wichtige Regeln, aufstellen aber bei diesen auf die Einhaltung pochen. Regeln müssen erst geübt und verstanden sein, bevor man die Gültigkeit anmahnt. Und nein, anmahnen hat nichts mit Rucken, Drücken, Schreien, Langzeit-Ignorieren oder Futterbeutel-Erpressung zu tun. (Leider kommen auch diese „Methoden“ geschickt verpackt unter dem Deckmantel von Grenzen setzen daher.)

Ein Blick auf Streß und Streßhormone? Neuere Studien belegen, dass milder Streß lernfördernd wirkt. Hund lernt, milden Streß, der z.B. durch aktive, leichte Provokation entsteht, zu bewältigen und entwickelt sich mental weiter. Diese Erfolge sind mit ihm zu feiern! Wobei sich in Studien zeigte: nicht immer ist das Leckerchen die beste Wahl – Zuneigung, soziale Interaktion, verbales Lob werden durchaus vom Hund auch vorgezogen.

Herr Dr. Gansloßer zog uns in seinen Bann; wir lauschten still seinem Vortrags-Stil-Mix aus unerreichter Sachkunde, Ironie, verbaler Leichtigkeit – immer wieder garniert mit neuesten Forschungsergebnissen. Am Ende des Vortrages fühlt man sich matt und fasziniert zugleich angesichts der Detaildichte, die da über einen hereinprasselt!